Beim vorgesehenen Bau einer neuen Gesamtschule in Brieselang dürften die bisher von der Verwealtung angegebenen Kosten und Zeitplanungen nicht stimmen. "Wir haben den begründeten Verdacht, dass die Gemeindevertretung und die Öffentlichkeit bei den Entscheidungen im Jahr 2019 falsch informiert worden sind" sagte der Fraktionsvorsitzende von Bürger Für Brieselang, Christian Achilles. Die sechs Gemeindevertreter/-innen der Fraktion Bürger Für Brieselang haben deshalb eine Sondersitzung der Gemeindevertretung erzwungen. Diese Möglichkeit besteht nach der Kommunalverfassung. Die Sitzung findet am 26. Februar 2020 um 19.15 Uhr in der Robinson-Grundschule statt und soll einer sachgerechten Information der Gemeindevertretung und der Brieselanger Bürgerinnen und Bürger dienen.
Da der Sachverhalt finanziell, prozessual und rechtlich außerordentlich komplex ist und erhebliche Konsequenzen für die Gemeinde hat, hat die Fraktion Bürger Für Brieselang vorab eine Anfrage mit 35 Fragekomplexen an die Verwaltung erarbeitet und dem Bürgermeister übergeben. "Wir erwarten, dass diese Fragen beantwortet werden, bevor weitere Entscheidungen fallen können" sagte Achilles. Die Fraktion Bürger Für Brieselang werde ihr weiteres Abstimmungsverhalten in dieser Sache vom Inhalt der Aufklärung abhängig machen.
Lesen Sie im Folgenden etwas zum Hintergrund und den bisherigen Entscheidungen:
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Die Realisierung einer Gesamtschule in Trägerschaft der Gemeinde Brieselang steht auf wackeligen Füßen. Das ist das Ergebnis einer Prüfung durch die Verwaltung unter dem neuen Bürgermeister Ralf Heimann. Danach dürften die bisher der Gemeindevertretung vorgetragenen absehbaren Gesamtkosten bereits aus heutiger Sicht um mehrere Mio. Euro und der vorgesehene Zeitplan um mehrere Jahre überschritten werden.
Derzeit gibt es weder belastbare Planungen, noch einen Planer. Die vom Bürgermeister in der Gemeindevertretung genannten Gesamtkosten summieren sich inzwischen auf mindestens 33 Mio. Euro. Das sind über 7 Mio. Euro mehr als bisher von der Verwaltung dargestellt. Allein die Mehrkosten entsprechen mehr als zwei Kindertagesstätten. Nach dem mit dem Landkreis abgeschlossenen Vertrag müssten solche Mehrkosten allein durch die Gemeinde Brieselang getragen werden. Der Anteil des Landeskreises hingegen ist gedeckelt. Diese Gesamtsumme dürfte die Gemeinde bei weitem überfordern. Ob es noch zu einer weitergehenden Vereinbarung mit dem Landkreis Havelland zur Rettung einer Gesamtschulerrichtung in Brieselang kommen kann, ist offen.
Nach jetzigem Stand wird es im Schuljahr 2019/2020 an der Hans-Klakow-Oberschule in Brieselang wieder drei siebte Klassen geben. Mit 67 Schülerinnen und Schülern ist zu rechnen. Das teilte Thomas Lessing, Fachbereichsleiter Soziales, bei der Sitzung des Ausschusses für Bildung und Soziales (BuS) mit. Aktuell werden an der Oberschule mehr als 200 Schülerinnen und Schüler unterrichtet.
Aktuell laufen die Vorplanungen für die Umwandlung der Oberschule in eine Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe. Das Verfahren zur europaweiten Ausschreibung für einen Planer, das nach allen rechtlichen Vorprüfungen starten wird, wurde während der BuS-Sitzung erläutert. Eine Einigung mit dem Landkreis Havelland, der die Co-Finanzierung übernimmt, steht allerdings noch aus. Während der Landkreis eine feste Summe zahlen will, besteht die Gemeinde darauf, eine prozentuale Summe zu erhalten. Derzeit geht die Verwaltung von Projektkosten in Höhe von etwa 19,5 Millionen Euro aus.
Die Gemeinde Brieselang bekennt sich klar zur Umwandlung der heutigen Oberschule in eine Gesamtschule, wenn dies vom Kreis finanziell unterstützt wird. Das hat die Gemeindevertretung beschlossen. "Für eine Gesamtschule benötigen wir definitiv vier parallele Klassen in den Stufen 7 bis 10. Hinzu kommen drei weitere Jahrgänge in den Klassenstufen 11 bis 13. Das wird unseren Raumbedarf gegenüber den bisherigen Planungen deutlich erhöhen" sagte BFB-Fraktionsvorsitzender Christian Achilles. Eine Gesamtschule werde nur dann zu realisieren sein, wenn der Landkreis wesentliche Finanzierungsanteile übernehme. Hierfür gebe es jetzt realistische Chancen. Das unterscheide die jetzigen Planungen von früheren Wunschträumen.