Corona-Virus in Brieselang: Was wissen wir - und was nicht

26April2020

Aktualisierung vom 28. April 17.30 Uhr

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,

am 15. März 2020 haben wir uns mit einem Aufruf an Sie gewandt, in der Corona-Pandemie besonnen, aber nicht hektisch oder panisch zu reagieren. Die meisten von Ihnen haben in den letzten Wochen sehr solidarisch, freundlich und hilfsbereit reagiert. Herzlichen Dank dafür.

Jetzt aber, ganz ehrlich, nerven die Kontakteinschränkungen immer mehr. Die Kinder sind nicht in der Schule oder in der Kita, sondern dauerhaft zu Hause. Eltern müssen im Home-Office arbeiten. Veranstaltungen, Urlaube und viele uns wichtige Aktivitäten können wir derzeit nicht durchführen. Manchen von uns reicht es deshalb. Das ist verständlich, aber nicht vernünftig. Wir haben die erste Phase der Krise wohl gut bewältigt: Das Gesundheitssystem wurde bisher nicht überlastet und die für Deutschland erhobenen Zahlen sehen auf den ersten Blick besser als in anderen Teilen der Welt aus. Nach allem, was wir wissen, haben wir die Pandemie aber noch lange nicht überstanden. Es könnten schwere Rückfälle drohen. Wir müssen vorsichtig bleiben.

Wir denken, dass bei so starken Einschränkungen alle Bürgerinnen und Bürger Anspruch auf umfassende Informationen haben. Deshalb teilen wir hier, was wir wissen - natürlich mit besonderem Bezug zu Brieselang. Sie finden unter nachfolgendem Link die wichtigsten Fragen und Antworten:

Aktualisierung vom 28. April 17.30 Uhr

Wie viele Corona-Fälle gibt es Brieselang bzw. im Havelland?

Die Zahl der Corona-Fälle wird täglich - aufgeteilt nach Gesamtzahl der Infizierten, Differenz zum Vortag, Fälle pro 100.000 Einwohner und Zahl der Todesfälle - vom Robert-Koch-Institut (RKI) veröffentlicht (Link: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Fallzahlen.html). In Deutschland (in Klammer jeweils die Zahlen von Brandenburg) waren danach bis zum 28. April 156.337 (2.747) Fälle aufgetreten. 5.913 (106) Menschen sind verstorben. Die weltweiten Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind jeweils hier abrufbar: https://experience.arcgis.com/experience/685d0ace521648f8a5beeeee1b9125cd

Das Land Brandenburg berichtet - Stand 28. April 17.00 Uhr - von 2.815 bestätigten Corona-Fällen und 136 Todesfällen, der Landkreis Havelland - Stand 28. April 17.00 Uhr) von 154 Fällen und 5 Todesfällen, das sind 9,4 Fälle pro 10.000 Einwohner. Eine gute Übersicht gibt eine aktuelle Echtzeit-Karte der Zeit: https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/coronavirus-echtzeit-karte-deutschland-landkreise-infektionen-ausbreitung. Gemeindebezogene Daten für Brieselang stehen uns leider nicht zur Verfügung.

Berlin hat aktuell - Stand 28. April 8:00 Uhr - 5.669 bestätigte Fälle (11,1 Fälle pro 10.000 Einwohner) und 127 Todesfälle. 4.652 Infizierte sind wieder genesen.

Kann man den Zahlen trauen?

Die genauen Fallzahlen sind sehr unsicher, weil mangels Testkapazitäten bisher keine Tests in der gesamten Bevölkerung oder einer repräsentativen Gruppe durchgeführt werden konnten. Deshalb kommt es sehr darauf, nach welchen Methoden Tests durchgeführt werden. Bisher geschieht dies vor allem bei Auftreten von Symptomen oder in besonderen Risikosituationen. Allerdings wurden die Erhebungen mehrfach geändert. Näheres zur Unsicherheit bei den Zahlen und den Gründen dafür erklärt der verlinkte Artikel der Zeit (https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2020-04/coronavirus-zahlen-todeszahlen-infizierte-deutschland-italien-usa)

Wichtig ist: Bei der Zahl der Todesfälle handelt es sich um Menschen, bei denen eine Infektion nachgewiesen wurde und die dann verstorben sind. Dabei wird nicht geprüft, ob diese Menschen tatsächlich an Covid-19 gestorben sind - oder an ganz anderen Ursachen. Umgekehrt werden Menschen nicht gezählt, die vielleicht auch wegen Covid-19 verstorben sind, ohne zuvor getestet worden zu sein. Reguläre Tests bei allen Verstorbenen gibt es bisher nicht. Zudem werden in Deutschland die Todesfälle nicht überregional erhoben. Es könnte also sein, dass viel mehr Menschen an Covid-19 verstorben sind, als bisher bekannt. Die Zahlenbasis ist mithin sehr unsicher. Das ist aber eher ein Grund zur Vorsicht als zur Sorglosigkeit.

Warum kann man auf so unsicherer Datenbasis so drastische Lebenseinschränkungen vornehmen?

Zu Covid-19 ist vieles noch nicht ausreichend bekannt. Einige Fakten scheinen aber bereits sicher:

Das Virus ist deutlich ansteckender als eine "normale" Grippe
Es scheint nicht nur bei Risikogruppen (Ältere, Vorerkrankte) zu kritischen Krankheitsverläufen zu kommen, sondern zum Teil auch bei zuvor (scheinbar) gesunden und jüngeren Menschen
Bisher versucht die Bundesregierung die "Reproduktionsrate" unter 1 zu halten. Das bedeutet, dass eine akut erkrankte Person nicht mehr als höchstens eine andere ansteckt. Es gibt ausreichend Daten, dass es bei einer höheren Ansteckungsrate sehr schnell zu einer Überlastung des Gesundheitssystems kommen kann. Genau vorgerechnet hat das Bundeskanzlerin Merkel bei Minute 37 hier: https://www.bundeskanzlerin.de/bkin-de/aktuelles/-ein-zerbrechlicher-zwischenerfolg--1744242!mediathek

Das alles rechtfertigt nach unserer Meinung höchste Vorsicht und eine Einschränkung der Kontakte. Dabei muss jeweils - und ständig wieder - sorgfältig abgewogen werden, welche Kontaktlockerungen zu verantworten sind.

Welche Einschränkungen der Kontaktmöglichkeiten gelten in Brandenburg - welche sind aufgehoben?

Ab dem 27. April gelten in Brandenburg folgende Regeln:

Verkaufsstellen des Einzelhandels mit bis zu 800 Quadratmetern oder mit einer auf diese Quadratmeterzahl reduzierten Verkaufsfläche dürfen für den Publikumsverkehr wieder öffnen. Insgesamt öffnen dürfen Wochenmärkte, der Einzelhandel für Lebensmittel, Abhol- und Lieferdienste, Getränkemärkte, Apotheken, Sanitätshäuser, Drogerien, Tankstellen, Banken und Sparkassen, Poststellen, Reinigungen, Waschsalons, der Zeitungsverkauf, Bau-, Gartenbau- und Tierbedarfsmärkte und der Großhandel. Friseure dürfen ab dem 4. Mai unter Beachtung strenger Hygienevorschriften wieder öffnen.
Im Öffentlichen Nahverkehr und im Einzelhandel müssen Personen über 6 Jahre verpflichtend einen Mund-Nasenschutz tragen. Die Pflicht zum Tragen eines Mund-Nase-Schutzes gilt am dem 29. April 2020 auch in berlin
Versammlungen unter freiem Himmel sind mit bis zu 50 Personen unter Einhaltung der Mindestabstände möglich.
Gottesdienste sind mit bis zu 50 Personen unter Einhaltung der Hygienestandards möglich. Die evangelischen Landeskirchen empfehlen eine Höchstzahl von 15 Personen.
Physische und soziale Kontakte außerhalb des eigenen Haushalts sollen auf ein absolut nötiges Mindestmaß reduziert werden.
Es ist immer ein Mindestabstand von 1,5 m einzuhalten
Persönliche Begegnungen mit älteren, hochbetagten oder chronisch kranken Menschen sind zu deren Schutz weiter deutlich eingeschränkt.
Großveranstaltungen werden bis mindestens Ende August 2020 nicht möglich sein.
Individueller Sport im öffentlichen Raum ist bei Einhalten der Abstandsregeln weiter erlaubt.

Weitere Informationen und Aktualisierungen erhalten Sie hier: https://kkm.brandenburg.de/kkm/de/start/presse/pressemitteilungen/

Wann geht es mit den Schulen in Brieselang wieder los?

Seit dem 27. April wurden erste Schritte zu einer stufenweisen Öffnung der Schulen angegangen. Das betraf zunächst die Abschlussklassen der Jahrgangsstufe (Jgst.) 10 der Ober- und Gesamtschulen, Gymnasien und Förderschulen. Ab dem 4. Mai 2020 sollen die Jahrgangsstufe 6 der Grundschulen und Förderschulen, die Jahrgangsstufe 9 der Ober- und Gesamtschule, des Gymnasiums und der Förderschulen sowie die Jahrgangsstufe 11 des Gymnasiums und die Jahrgangsstufe 12 der Gesamtschule wieder mit dem Unterricht beginnen. Ab dem 11. Mai 2020 sollen dann auch die Jahrgangsstufe 5 der Grund- und Förderschulen wieder ein regelmäßiges Unterrichtsangebot erhalten. Schülerinnen und Schüler, die die Schulen noch nicht besuchen können, sollen von ihren Lehrern über unterschiedliche Wege mit Aufgaben versorgt werden. Die Schulpflicht gilt weiterhin. Die Eltern dürfen selbst über den Schulbesuch entscheiden, wenn ihre Kinder oder andere Angehörige des Haushalts einer Risikogruppe angehören. Weisen Kinder Erkältungssymptome (u.a. Husten, Fieber, Schnupfen, Halsschmerzen) auf, sollen sie zu Hause bleiben, bis sie wieder vollständig symptomfrei sind.

Wie wird das digitale Lernen in den Schulen unterstützt?

Durch die Landesregierung wurde eine digitale Lernplattform zur Verfügung gestellt. Unser Eindruck ist, dass dieses Angebot von den Brieselanger Schulen nicht umfassend genug genutzt wird. Wir haben deshalb an die Gemeinde als Schulträgerin eine Anfrage gerichtet, wie dies verbessert werden kann (https://www.buerger-fuer-brieselang.de/112-uncategoriezed/1913-corona-digitales-lernen-in-den-brieselanger-schulen).

Wie geht es mit den Kitas weiter?

Bei den Kitas bleibt es bisher vorerst bei den bisher geltenden Einschränkungen. Danach werden nur Kinder betreut, deren Eltern in Berufen der kritischen Infrastrukturen arbeiten. Derzeit betrifft dies in den neun Brieselanger Kitas 243 von sonst 1.033 Kinder. In 23 Fällen hat die Gemeindeverwaltung Anträge der Eltern abgelehnt. Ab April 2020 werden keine Kita-Beiträge erhoben. Die Ausfälle werden der Gemeinde zum größten Teil durch das Land Brandenburg erstattet.

Arbeitet die Gemeindeverwaltung?

Die Gemeindeverwaltung arbeitet weiter. Es wird aber bei Anliegen um telefonische Voranmeldung gebeten, um die Anliegen entweder bereits telefonisch zu erledigen oder Termine zu vereinbaren.

Fährt der Bürgerbus?

Der Bürgerbus fährt weiter nach Fahrplan. Allerdings haben sich die Fahrgastzahlen deutlich verringert. Die Fahrertreffen sind jedoch vorsorglich abgesagt worden.

Wie finden Trauerfeiern statt?

Die Trauerhallen auf den kommunalen Friedhöfen der Gemeinde Brieselang bleiben vorerst geschlossen. Trauerfeierlichkeiten können deshalb wegen der Ausbreitung des Coronavirus und den damit verbundenen Ansteckungsgefahren nur noch im Freien stattfinden.

Kann man die öffentlichen Räumlichkeiten der Gemeinde noch nutzen?

Räumlichkeiten, die unter Verwaltung der Gemeinde Brieselang stehen, etwa das Bürgerhaus oder die Sportlerklause, werden bis auf Weiteres nicht mehr vermietet.

Ist die Bibliothek der Gemeinde nutzbar?

Die Gemeindebibliothek ist inzwischen wieder geöffnet und unter Beachtung der Hygienevorschriften nutzbar.

Wie ist die Lage in den Brieselanger Geschäften?

Die Lage hat sich deutlich entspannt. Fast alle Waren sind verfügbar - das gilt auch für das zwischenzeitlich ausverkaufte Toilettenpapier. Hier ist die zwischenzeitlich auf über das Doppelte angestiegene Nachfrage wieder deutlich zurückgegangen. Auch die Nachfrage nach Teigwaren, Zucker, Reis und passierten Tomaten ist nach Auswertung der Scannerkassen wieder deutlich rückläufig. Seife ist regelmäßig und ausreichend verfügbar, Desinfektionsmittel hat eine höhere Nachfrage, wird aber inzwischen deutlich stärker produziert und nachgefragt. Es gab also niemals einen Grund für Hamsterkäufe - jetzt erst recht nicht!